Kosmologie: Trio Brauner Zwerge rotiert rekordverdächtig
Allein in unserer Milchstraße sollen 100 Milliarden Braune Zwerge existieren: »gescheiterte« Sterne, deren Masse nicht ausreicht, damit in ihrem Inneren die Kernfusion von Wasserstoff zündet. Sie glimmen daher nur schwach und sind auch schwieriger zu beobachten als echte Sterne. Megan Tannock von der University of Western Ontario und ihren Kollegen gelang es dennoch, drei besondere Exemplare dieser Braunen Zwerge zu beobachten. Wie sie im »Astronomical Journal« und vorab auf dem arXiv schreiben, rotieren jene Exemplare an ihrem Äquator in einer Geschwindigkeit von rund 100 Kilometern pro Sekunde – der höchste bislang gemessene Wert bei Braunen Zwergen und nahe am Maximum, das für solche Protosterne als möglich gilt.
Die drei Braunen Zwerge benötigen für eine komplette Umdrehung nur zwischen 1,08 und 1,23 Stunden. Das ist etwa ein Drittel schneller, als bisherige Messungen erbracht haben. Tannock und Co haben das Trio entdeckt, als sie Daten des Spitzer-Weltraumteleskops auswerteten. Diese glichen sie anschließend mit den Werten zweier weiterer Teleskope ab. Wie extrem das Rotationstempo ist, zeigt ein Vergleich mit der Erde: Diese dreht sich am Äquator mit einer Geschwindigkeit von knapp 1650 Kilometern pro Stunde, die Braunen Zwerge dagegen mit 360 000 Kilometern pro Stunde.
Der nächstschnellste Braune Zwerg benötigt 1,4 Stunden für eine Umdrehung. Und trotz intensiver Suche fand die Gruppe keine weiteren Exemplare mit einem ähnlichen Tempo. Tannock vermutet daher, dass ihr Team womöglich die maximal mögliche Rotationsgeschwindigkeit entdeckt haben könnte. Denn mit der Rotationsgeschwindigkeit steigen auch die Fliehkräfte, die der Schwerkraft entgegenwirken. Irgendwann könnte es die Objekte dann zerreißen.
Für eine Art Tempolimit spricht auch, dass die drei beobachteten Braunen Zwerge unterschiedlich heiß, alt und massereich sind. Dennoch rotieren sie gleich schnell. Sie bewegen sich also womöglich tatsächlich am Rand des physikalisch Möglichen.
Dies widerspräche allerdings Modellrechnungen, nach denen derart große und schwere Braune Zwerge noch 50 bis 80 Prozent schneller sein könnten, schreiben die Forscher. Was die Objekte bremst oder ob es tatsächlich im All noch schnellere Exemplare gibt, müssen weitere Studien zeigen. Eventuell bedingt der hohe Druck im Inneren der Braunen Zwerge einen Bremseffekt: Er sorgt dafür, dass Wasserstoff zum leitenden Metall wird, das wiederum elektromagnetische Felder erzeugt, die dann tempodrosselnd wirken können. Aber das ist bislang nur eine Spekulation.
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